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Hermann Josef Painitz - Tetraktys

Der ursprünglich zum Goldschmied ausgebildete österreichische Künstler Hermann Josef Painitz, geboren 1938 in Wien, verstorben 2018 ebenda, trat in der österreichischen Kunst der Gegenwart als Einzelkämpfer auf. Sein strenges künstlerisches Konzept war geprägt von fundierten mathematischen und philosophischen Überlegungen, beeinflusst von Denkern wie Ludwig Wittgenstein und Proponenten des Wiener Kreises wie Otto Neurath. Neuraths Methode der Bildstatistik fand in Painitz‘ Werken, besonders in dessen visuellen Kommentaren zur österreichischen Innenpolitik, deutlichen Niederschlag.

Hermann J. Painitz, der von 1977 bis 1983 auch streitbarer Präsident der Wiener Secession war, verfolgte in seiner Malerei nicht das Ziel der ästhetischen Gefälligkeit, vielmehr ging es ihm um bedingungslose Logik und um die Entwicklung von Zeichensystemen, die jener unterworfen waren. Die Reihung gemalter Zahlen oder Schriftzeichen, die Durchmesser von Kreisen und der Verlauf der Farbgebung folgten dabei einer Ordnung, die sich der Künstler bei seinen Werken selbst auferlegt hatte. Painitz gilt daher als Verfechter und bekanntester Vertreter der von ihm definierten „Logischen Kunst“ in Grafik, Malerei und Objektkunst, was sich auch in seinen zahlreichen programmatischen Schriften nachvollziehen lässt.

Painitz‘ Schaffen – seine Arbeiten befinden sich in renommierten öffentlichen und privaten Sammlungen – wurde im Herbst 2017 mit einer Personale im Atrium der ÖBV gewürdigt. Die umfassende Präsentation unter dem Titel „TETRAKTYS“ („Vierheit“) war noch mit dem Künstler gemeinsam vorbereitet worden. Leider konnte er krankheitsbedingt an der feierlichen Eröffnung nicht mehr teilnehmen. Aus dieser vielbeachteten, wohl auch der letzten vor seinem Tod stattgefunden habenden Einzelausstellung erwarb die ÖBV das Werk „Tetraktys AD“ von 2016, das der pythagoräisch-kosmologischen Lehre zur Tetraktys, der Zahlensumme von 1 bis 4 (=10), verpflichtet ist – ein „logischer“ Ankauf für ein auf der Mathematik basierendes Versicherungsunternehmen.

Eine Nachlese zur Vernissage im ÖBV Atrium im Jahr 2017 und den ausgestellten Werken finden Sie hier.

Mehr über den Künstler erfahren Sie auf der Website seiner Galerie.

Text: Mag.a Maria Christine Holter, Kunsthistorikerin und Kuratorin in Wien

„Gemeinsam mit seiner Tochter Sarah durfte ich, als sein Galerist, den bereits ernsthaft erkrankten Hermann J. Painitz bei seiner Vernissage im ÖBV Atrium vertreten.

Es gehen mir natürlich viele persönliche Erinnerungen an Hermann durch den Kopf, möchte ihn aber an dieser Stelle mit seinen eigenen, immer sehr pointierten Worten wiedergeben: 
,Die Imagination des Künstlers widerspricht der gegebenen, natürlichen Welt. Sie zeigt mögliche aber nicht verwirklichte Welten und fordert daher die vorhandene Welt durch diesen Vorwurf der Beschränktheit und Unfähigkeit heraus.‘ (Zitat aus: Hermann Painitz: ERKLÄRUNGEN ERLÄUTERUNGEN FORDERUNGEN HINWEISE, Typoskript im Selbstverlag, o. Jg., Urania-Druckerei Wien.)“ 
(Thomas Mark, 2021)

Die im Bild selbst gefundene Lösung folgt einem Plan, einer Methode, einem Konzept. Sie benötigt kein Verständnis, sie ist selbstverständlich.